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20.12.2011

Bedeutende Münzschätze kehrten in das Gothaer Schloss Friedenstein zurück

Anno 1712, vor 300 Jahren, gründete Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha auf Schloss Friedenstein in Gotha ein Münzkabinett, das bereits im 18. Jahrhundert zu den führenden Kollektionen dieser Art in Europa gehörte und in der damaligen numismatischen und Reiseliteratur als besonders kostbar ausgestattet und reichhaltig sortiert gepriesen wurde. Der kunstbegeisterte Landesherr fügte einer von seinen Vorfahren übernommenen Sammlung das mit vielen Kostbarkeiten bestückte Münzkabinett seines Nachbarn, des Fürsten Anton Günther II. von Schwarzburg-Arnstadt, hinzu und bezahlte dem in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Besitzer die enorme Summe von 100 000 Talern. Indem Friedrich II. das Münzkabinett aus der Kunstkammer herauslöste und es seiner Bibliothek angliederte, schuf er günstige Voraussetzungen für Forschungsarbeiten und die Bearbeitung des Bestandes. Bis zur Einstellung von Behrendt Pick im Jahr 1893 standen bekannte Münzforscher, aber auch Bibliothekare der Sammlung vor. Der bekannte Numismatiker, der in diesem Fach auch an der Universität Jena Vorlesungen hielt, führte sie dann im frühen 20. Jahrhundert auf den Höhepunkt ihrer Geschichte.
Für sein Münzkabinett richtete Herzog Friedrich II. auf Schloss Friedenstein ein prächtig ausgestattetes Kabinett ein. Dessen Aussehen ist durch zeitgenössische Kupferstiche überliefert, und wenn man das Kabinett mit seinen kostbar dekorierten Münzschränken und den darauf stehenden vergoldeten Büsten römischer Kaiser heute besucht, sieht man, dass sich an der originalen Raumausstattung und dem Mobiliar wenig verändert hat. In weiser Voraussicht bestimmte Friedrich II., dass das Gothaer Münzkabinett immer beieinander bleiben soll und Teile aus ihm niemals verkauft werden dürfen. Die Nachfolger des Gothaer Herzogs hielten sich an dieses Hausgesetz und förderten die Kollektion durch weitere Ankäufe.
In den Wirren nach dem Zweiten Weltkrieg büßte das Münzkabinett manche Kostbarkeit ein. Vor allem antike griechische Münzen sowie prächtige Renaissancemedaillen, Gepräge aus Gold und Renaissancemedaillen sowie weitere Preziosen wurden vor der einmarschierenden Sowjetarmee im Auftrage des ehemaligen Herzogshauses Sachsen-Coburg und Gotha nach Coburg verbracht, das in der amerikanischen Besatzungszone lag. Später tauchten verschiedene Raritäten in Auktionen in der Schweiz, Österreich und er Bundesrepublik Deutschland auf, und so kam manches Stück in private Hand. 2001 gelang der Rückkauf lange vermisster Stücke. Durch Vermittlung der Osnabrücker Münzhandlung Fritz Rudolf Künker kehrten sechs herausragende Goldmünzen nach Gotha zurück. Beteiligt an der spektakulären Aktion waren der Freistaat Thüringen, die Kulturstiftung der Länder, die Ernst-von-Siemens-Stiftung und das Kunsthaus Lempertz.
Die Heimkehr der numismatischen Kostbarkeiten vor zehn Jahren war in guter Erinnerung, als am 8. November 2011 die Rückführung von nicht weniger als 16 000 Münzen und Medaillen aus Coburg nach Gotha als großer Glückstag für Gotha und die Numismatik gefeiert wurde. Während der Verhandlungen mit der Herzog von Sachsen Coburg und Gotha'schen Stiftung für Kunst und Wissenschaft, die die Kulturstiftung der Länder im Auftrag des Freistaats Thüringen führte, wurde ein angemessener Preis für die 16 000 Münzen ausgehandelt. Trotz des gewaltigen Marktwerts war allen Beteiligten klar, dass die mit Gotha so eng verknüpfte Sammlung nicht zerschlagen werden und als Ganzes ins Schloss Friedenstein zurückkehren soll. Der Ankauf der wertvollen Münzen durch die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha gelang wiederum mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Freistaats Thüringen, des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie durch Spenden zweier Mäzene - des Münzhändlers Fritz Rudolf Künker und des Sammlers Friedrich Popken. Die Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglichte eine langfristige Vorfinanzierung des spektakulären Ankaufs.
Die Rückkehr des von Coburg nach Gotha verbrachten Münzschatzes soll 2012 in der Ausstellung "Gothas Gold - Thüringens Glanz" gefeiert werden. Sie gibt Gelegenheit, auch die wechselvolle Geschichte des Münzkabinetts im Schloss Friedenstein zu schildern und würdigt zugleich das Interesse von Gothaer Herzögen an numismatischen Zeugnissen von der Antike bis zur Gegenwart. Helmut Caspar