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06.08.2013

Dominus providebit

Historisches Museum Regensburg erwarb stadtgeschichtlich interessante Münzen

Das Historische Museum Regensburg erwarb Anfang April 2014 mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder 32 prachtvolle Gepräge als rare Dokumente der Stadtgeschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Die von der Kommune in Umlauf gegebenen Gold-, Silber- und Kupferstücke stellen wichtige Zeugnisse aus der Geschichte der zu Beginn des 13. Jahrhunderts mit umfangreichen kaiserlichen Privilegien ausgestatteten Freien und Reichsstadt Stadt, die zugleich bis heute das Hochstift Regensburg beherbergt. Regensburg hat seit dem 9. Jahrhundert in unterschiedlicher Intensität Münzen geprägt, und die Stadt bewahrte sich sein Münzrecht bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation im Jahr 1806, während die letzten Münzprägungen der Bischöfe von Regensburg aus dem Jahr 1809 stammen. Das numismatische Erbe der Stadt und des Bistums ist sehr gut erforscht und wurde 1978 und 1984 von Egon Beckenbauer sowie 1989 von Hubert Emmerig und Otto Kozinowski publiziert und liegt in vielen Sammlungen. "Das Historische Museum der Stadt Regensburg konnte mit den 32 auf einer Auktion ersteigerten Münzen Lücken in seiner bedeutenden Sammlung städtischer Gepräge schließen", sagte Wolfgang Neiser, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums, beim Empfang der Stücke, die eine Zeitlang in der ständigen Ausstellung zu sehen sind. Die aus der Spezialsammlung Regensburger Gepräge von Karl Walter Bach stammenden Preziosen würden auf besonders schöne Weise die Münzkollektion des Hauses ergänzen.

Bereits in den vergangnen Jahren hat die in Berlin ansässige Kulturstiftung der Länder verschiedene Museen beim Erwerb von Münzen und Medaillen unterstützt. So gelang der Ankauf von Raritäten aus der Münzgeschichte des Fürstentums Anhalt für das Museum für Stadtgeschichte in Dessau. Goldene Raritäten aus der ehemaligen Sammlung des Herzogs Friedrich II. von Sachsen-Gotha kamen mit Unterstützung der Kulturstiftung vor einiger Zeit in an ihren Ursprungsort, das Münzkabinett im Gothaer Schloss Friedenstein, zurück. Hilfreich war sie auch der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg beim Erwerb einer mit Münzen besetzten Kanne aus der Barockzeit des Berliner Goldschmieds J. C. Lieberkühn des Älteren. Mit diesem Gefäß konnte der Bestand von Silbergeschirr aus der Zeit des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. vervollständigt werden, das beim legendären Tabakskollegium beim Bierzapfen benutzt wurde. Aufgabe der vor über 25 Jahren gegründeten Stiftung ist die Förderung und Bewahrung von Kunst und Kultur nationalen Ranges, das heißt die Hilfe beim Erwerb von besonders wichtigen Zeugnissen der deutschen Kunst- und Kulturgeschichte und ihre Bewahrung vor drohender Abwanderung ins Ausland. Außerdem macht sich die Stiftung für den Rückerwerb von Kulturgütern aus dem Ausland stark.

Das Spektrum der Regensburger Neuerwerbung reicht vom kupfernen Alltagsgeld bis zu goldenen Repräsentationsgeprägen, mit denen sich die Reichsstadt ein numismatisches Denkmal setzte und ihren besonderen Rang als Gastgeber des Immerwährenden Reichstags betonte. Die Pfennige, Heller, Kreuzer, Batzen, Taler und Dukaten umfassen das ganze Spektrum der städtischen Münztypen. Prunkstück der Neuerwerbung ist ein Sechs-Dukaten-Stück, das rund 21 Gramm wiegt und von Johann Leonard Oexlein geschaffen wurde, einem der bedeutendsten Stempelschneider des Rokoko. Dargestellt sind unter dem Motto DOMUNUS PROVIDEBIT (Der Herr wird vorsorgen) der Dom St. Peter und die sich über die Donau spannende Steinerne Brücke. Zu dieser eindrucksvollen Vedute unterm Gottesauge tritt auf der Rückseite das von zwei Engeln gehaltene Stadtwappen. Eine andere ins Historische Museum am Dachauplatz gelangte Rarität ist ein Reichstaler aus dem Jahr 1745. Geschmückt mit dem Rathaussaal, erinnert dieser so genannte Ratssaaltaler daran, dass an diesem Ort die Reichstagsgesandtschaften nach ihrer Rückkehr als Frankfurt am Main am 29. November 1745 tagten. Auf der Kehrseite ist der frisch gekrönte Kaiser Franz I. verewigt. Ergänzt wird die Kollektion unter anderem durch einen einseitigen Pfennig von 1621 mit den gekreuzten Schlüsseln des Regensburger Wappens und weitere Raritäten. Helmut Caspar