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Für Numismatiker, Sammler und Händler

24.01.2011

Forschen, ausstellen und beraten

Viele Münzkabinette in Deutschland blicken auf eine sehr lange Geschichte zurück

Das Sammeln von Münzen und Medaillen war vor 300 Jahren eine noble Passion. Personen von Rang und Stand und natürlich auch mit Geld trugen mit viel Eifer Gepräge alter Völker und solche aus ihrer eigenen Zeit zusammen und ließen sie in dicken Katalogen publizieren. Langsam etablierte sich an Universitäten die Numismatik als Lehrfach, und bedeutende Gelehrte, aber auch Sammler veröffentlichten umfangreiche Kataloge und illustrierte Zeitschriften, die man im 18. Jahrhundert "Historische Münzbelustigungen" nannte. Aus der Barockzeit stammen einige bedeutende Münzsammlungen, die in ehemaligen fürstlichen Residenzen und in größeren Städten hierzulande angelegt wurden und bis heute bestehen. Viele Kollektionen haben sich zu wichtigen numismatischen Forschungsstätten entwickelt, stellen ihre Schätze aus und unterstützen die vielen tausend Münzfreunde, indem sie ihnen Bücher und Journale für Forschungszwecke zur Verfügung stellen und auch bei der Bestimmung von Münzen, Medaillen und Geldscheinen helfen.
Mit einem Bestand von 540 000 Exemplaren ist das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz die umfangreichste Sammlung dieser Art in Deutschland. Seine Geschichte geht in das 16. Jahrhundert zurück, als es an fürstlichen Höfen Usus wurde, die numismatischen Hinterlassenschaften der alten Römer und Griechen zu sammeln und über sie gelehrte Abhandlungen zu schreiben. Die brandenburgischen Kurfürsten und preußischen Könige förderten das Kabinett durch Ankäufe ganzer Sammlungen und kostbarer Einzelstücke. Doch auch Privatpersonen überließen ihm interessante Stücke und tun es auch heute. Insgesamt umfasst das im Bode-Museum auf der Museumsinsel untergebrachte Münzkabinett folgende Abteilungen: Antike 152 000 Stück, Mittelalter (mit Byzanz) 66 000, Neuzeit 103 000 sowie Islam und Asien 30 000. Ferner werden in Schatzfunden etwa 12 000 Münzen gezählt, hinzu kommen 32 000 Medaillen, 95 000 Banknoten, und Wertpapiere sowie 19 000 Marken, Jetons und Notgeldmünzen. Außerdem besitzt das Münzkabinett 7000 Münzfälschungen, die zu Studienzwecken genutzt werden. In einer Sondersammlung werden 20 000 Münzstempel, Modelle und Abschläge verwahrt, dazu kommen 2 000 Petschafte und Siegel sowie 2 000 Beispiele für so genanntes vormünzliches Geld, Gewichte und ähnliche Objekte. Von alledem zeigt eine Ausstellung im Bode-Museum auf der Museumsinsel besondere Kostbarkeiten. Außerdem ist es mit einer Auswahl antiker Kostbarkeiten im Pergamonmuseum nebenan vertreten. Die schönsten Stücke kann man in einem Interaktiven Katalog rund um die Uhr im Internet unter www.smb.museum/ikmk/ betrachten.
Ebenfalls auf ausgeprägten Sammeleifer fürstlicher und bürgerlicher Personen gehen die Kabinette in Berlin (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Stiftung Stadtmuseum, Deutsches Historisches Museum, Akademie der Künste, Museum für Kommunikation), Bonn (Rheinisches Landesmuseum), Darmstadt (Landesmuseum), Dresden (Staatliche Kunstsammlungen), Frankfurt am Main (Geldmuseum der Deutschen Bundesbank, Historisches Museum), Gotha (Schlossmuseum Friedenstein), Halle an der Saale (Staatliche Galerie Moritzburg), Hamburg (Museum für Hamburgische Geschichte), Hannover (Kestner-Museum, Niedersächsisches Münzkabinett), Karlsruhe (Badisches Landesmuseum), Leipzig (Universität), München (Staatliche Münzsammlung), Münster (Westfälisches Landesmuseum), Nürnberg (Germanisches Nationalmuseum), Schwerin (Staatliches Museum), Stuttgart (Württembergisches Landesmuseum), Trier (Rheinisches Landesmuseum), Weimar (Kunstsammlungen zu Weimar) und Wittenberg (Lutherhalle), um einige wichtige Adressen zu nennen. Hinzu kommen Spezialsammlungen etwa in Köln, Potsdam, Rostock und Stralsund, nicht zu vergessen jene Bestände, die aufgrund von Ausgrabungen in verschiedene Archäologiemuseen gelangten.
Manche dieser Kollektionen blicken auf eine sehr lange Geschichte zurück und verweisen auf ihre Ursprünge als Universitäts-, Gymnasial- und Ratssammlungen. Leider wurden die Bestände durch Kriege, Katastrophen und Diebstähle dezimiert. Zu allen Zeiten haben die Kuratoren dieser und weiterer Münzsammlungen großen Wert darauf gelegt, möglichst viele Belegstücke für die Münz- und Medaillenprägung ihrer Region zusammenzubekommen. So besitzt das Dresdner Münzkabinett eine nahezu vollständige Kollektion sächsischer Gepräge. Nicht anders ist es mit den in München, Karlsruhe, Schwerin oder Stuttgart versammelten Hinterlassenschaften bayerischer, badischer, mecklenburgischer und württembergischer Herrscher. Gut vertreten sind in Frankfurt am Main, Hamburg und Nürnberg die dort geprägten Münzen und Medaillen, und wenn man weiter nachfragt, dann zeigt sich, dass auch in anderen Städten numismatische Schätze existieren.
Da wir in Deutschland fünf Münzstätten haben, gehören auch deren Bestände in unsere Aufzählung. Alle diese Sammlungen sind bekannt und auch über das Internet zu ermitteln. Nicht immer ist es leicht, sie in Augenschein zu nehmen, weil sie kaum zugänglich in Depots schlummern, es an Betreuern fehlt und sich manchmal auch die Räumlichkeiten in den Museen für eine Präsentation nicht eignen. Helmut Caspar