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23.06.2015

Gold- und Silbermünzenfund in Andernach und Schloss Homburg

Seit acht Jahren sind Archäologen in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Andernach im Kreis Mayen-Koblenz (Rheinland-Pfalz) dabei, das römische Vicus Antunnacum und nachfolgende Siedlungen zu erforschen

Die Ausgrabungen ergaben, dass die zeitweilige Königsresidenz von der Spätantike bis in das späte Mittelalter bewohnt war. Darauf deuten auch mehr als 1500 keltische und römische Münzen hin, die aus der Zeit vom zweiten vorchristlichen bis zum vierten nachchristlichen Jahrhundert stammen. Die Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" (AiD) stellt in ihrem neuesten Heft 3/2015 eine 2014 von Teilnehmern des Freiwilligen Ökologischen Jahrs entdeckte Goldmünze vor, die in Rutenis, dem heutigen Rodez im französischen Departement Aveyrin, 120 Kilometer nordöstlich von Toulouse, geprägt wurde. Es handelt sich um einen ovalen Triens aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Das Drittelstück eines Aureus wiegt 1,27 Gramm und zeigt auf der Vorderseite das nach rechts gewandte Profilbild eines Mannes, das von angedeuteten, aber unlesbaren Schriftzeichen umgeben ist. Auf der Rückseite erkennt man die Buchstaben RT für Rutenis sowie die Umschrift VENDIMIVS, die als Name des Münzmeisters angesehen wird. Der Goldmünzenfund und die Entdeckung von zwei weiteren Geldstücken aus Rutenis, die im Großherzogtum Luxemburg gefunden wurden, unterstreichen der AiD zufolge die wirtschaftliche Bedeutung von Andernach im internationalen Handel des frühen Mittelalters. Während merowingische Münzen als Grabbeigaben nicht ungewöhnlich sind, kommen diese in Siedlungskomplexen vergleichsweise selten vor. Die erwähnte Goldmünze lag auf einem spätantiken Fußboden, in den Pfostenlöcher getrieben waren. Die Archäologen leiten daraus ab, dass man im frühen Mittelalter vorhandene Bauten genutzt und eigenen Zwecken angepasst hat.

In der gleichen Ausgabe der AiD wird die Frage gestellt und positiv beantwortet, dass es eine Münzprägestätte auf dem Schloss Homburg in Nürnbrecht (Nordrhein-Westfalen) gegeben hat. Ziel der Grabungen war es, die Existenz einer Heckenmünze der Grafen von Sayn-Wittgenstein auf dem Schloss Homburg nachzuweisen. Numismatikern sind die Grafen als besonders eifrige Herausgeber von besonders minderwertigen Kleinmünzen ein Begriff. Bei den Untersuchungen wurden ein Dortmunder Schilling von 1644 und ein Hanauer Kreuzer etwa aus der gleichen Zeit gefunden, in denen die Forscher das Rohmaterial für das schlechte, mehr Kupfer als Silber haltende Geld derer von Sayn-Wittgenstein gedient haben könnten. Zusammenfassend heißt es in dem Fundbericht, die Münzen und aufgedeckte Befunde wie der Aschefang einer Esse seien starke Belege dafür, dass die gesuchte Münzprägestätte tatsächlich auf Schloss Homburg betrieben wurde. Das kulturhistorische Museum zeigt hier regionalgeschichtlich interessante Hinterlassenschaften wie Münzen, Karten und Bildnisse, aber auch Rüstungen sowie Hieb- und Stichwaffen und andere Zeugnisse ritterlicher Kultur und zur höfischen im 17. und 18. Jahrhundert. In der volkskundlichen Abteilung können Zeugnisse bürgerlicher und bäuerlicher Wohnkultur, aber auch Arbeitsgeräte von Handwerker betrachtet werden. Helmut Caspar