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27.09.2010

Haben Münzen eine Zukunft?

Vortrag aus berufenem Mund in der Numismatischen

Der Geschäftsführer der Staatlichen Münze Berlin, Andreas Schikora, sieht für geprägtes Geld eine Zukunft. Nichts deute darauf hin, dass Kreditkarten aller Art die Funktionen von Münzen übernehmen und diese zu einem Auslaufmodell machen, erklärte er unlängst in einer Sitzung der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin in den Räumen des Berliner Münzkabinetts Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Erhebungen der Deutschen Bundesbank würden Mutmaßungen widersprechen, nach denen Hartgeld nach und nach aus dem Alltag verschwindet und eines Tages nur noch mit so genanntem Plastikgeld und durch elektronische Überweisungen bezahlt wird. Dessen Anteil an täglichen Umsätzen falle im Moment noch nicht sehr ins Gewicht. Münzen und Geldscheine seien allgemein anerkannt und würden auch keine Spuren hinterlassen wie andere Geldformen. Seit 2600 Jahren hätten sich Münzen, in welchen Formen sie auch vorkommen mögen, als "Schmiermittel der Ökonomie" bewährt, und es deute nichts darauf hin, dass sie mittelfristig von der Bildfläche verschwinden.

Als die Umstellung von Deutscher Mark zum Euro bevor stand, hätten alle fünf deutschen Münzstätten 17 Milliarden Euromünzen hergestellt, Ende 2010 seien es 30 Milliarden, und eine ähnlich steigende Tendenz sei auch für die kommenden Jahre zu erwarten, so Schikora. Schließlich sei es erwiesen, dass Jahr für Jahr Millionen, wenn nicht Milliarden Münzen, ob Umlaufstücke oder Gedenkprägungen, gehortet und daher nicht ausgegeben werden. Gründe dafür seien unter anderem das Sparen, Geschenke an Kinder und andere Familienangehörige, die keine eigene Chipkarte oder ein Konto besitzen, sowie das Zurücklegen zum Bezahlen von Parkplätzen oder zum Auffüllen von Kaffeekassen. Eine ähnliche Beobachtung mache man bei der alten Deutschen Mark, von der auch heute noch 14 Milliarden DM nicht umgetauscht seien. Die Hälfte von dieser Summe bestehe aus Münzen. Deutsche Euromünzen wandern laut Schikora "in Größenordnungen" durch Touristen ins Ausland und müssten ständig nachgeliefert werden.

Andreas Schikora sieht positiv in die Zukunft des von ihm geleiteten Berliner Landesbetriebs, der seit 1750 mit dem Buchstaben A zeichnet und 20 Prozent der deutschen Münzproduktion bestreitet. Im vergangenen Jahr habe die Staatliche Münze Berlin mit ihren 70 Beschäftigten und sieben Auszubildenden einen Umsatz von 13 Millionen Euro gemacht und 400 000 Euro an das Land Berlin abgeführt. Im Durchschnitt habe jeder Deutsche 16 Münzen in der Geldbörse, davon stammten mindestens drei aus Berlin. Eine Zusammenlegung der den jeweiligen Bundesländern unterstehenden Münzstätten in Berlin, München, Stuttgart, Karlsruhe und Hamburg sei nicht zu erwarten. Pläne zur Errichtung einer einzigen Reichsmünze in Berlin habe es nur in der NS-Zeit gegeben, davon würden die Baulichkeiten am Molkenmarkt im Zentrum der Stadt noch berichten. Wenn der Bundesfinanzminister eine Konzentration der deutschen Hartgeldproduktion in einer einzigen Fabrik wolle, würde er sich mit seinen Ressortkollegen in den Ländern anlegen und müsse jahrelange Übergangsfristen einplanen. Dazu gibt es aber nach seiner Kenntnis keine Überlegungen. Eine Auslagerung von deutschen Münzaufträgen an ausländische Anstalten ähnlich wie der Druckauftrag für Eurobanknoten von der Berliner Bundesdruckerei in eine ausländische Anstalt sei nicht beabsichtigt. Im Gegenteil freue sich die Berliner Münze über Aufträgen durch andere Staaten und beteilige sich mit Erfolg an Ausschreibungen. In den vergangenen Jahren waren dies unter anderem Lettland, Costa Rica, Estland und Argentinien. Über die Anregung von Mitgliedern der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin, die Geldstücke für solche Staaten künftig mit dem Traditionsbuchstaben A als Nachweis für ihre Herkunft auszustatten, könne man nachdenken, so Schikora. Letztlich sei es aber Sache der betreffenden Länder, ob sie auf solche Vorschläge eingehen. Ob es 2012 eine Gedenkmünze zum 300. Geburtstag des preußischen Königs Friedrichs des Großen gebe werde, sei noch in der Diskussion. Helmut Caspar