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02.03.2015

Kronentor aus Bimetall

Berühmte Bauten aus Dresden, Trier und Berlin erscheinen auf neuen Zwei-Euro-Münzen

Exotische Pflanzen wie Palmen, Orangen- und Zitronenbäume sowie seltene Blumen in Kübeln zu halten, sie während der warmen Jahreszeit neben Skulpturen und Springbrunnen in prächtigen Gärten aufzustellen und damit vornehmen Gästen zu imponieren, war in der Barockzeit ein ausgesprochen fürstliches Vergnügen, das Unsummen verschlang. Doch wohin mit den frostempfindlichen Pflanzen in der Winterszeit? Für diesen Zweck hat man Orangerien gebaut. Sie waren keine einfachen Gewächshäuser mit ausgeklügelten Heinzanlagen, sondern wegen der Seltenheit der Gewächse außen und innen exquisit gestaltete Prunkbauten, die man auch für sommerliche Gartenfeste nutzte. Selbstverständlich gelüstete es auch August den Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, nach einer solchen Orangerie, und er beauftragte seinen Hofarchitekten Matthäus Daniel Pöppelmann mit den Planungen. Der Monarch beließ es in Dresden nicht bei einer bloßen Verwahrstätte für seine aus südlichen Gegenden herbei geholten Pflanzen. Er verband mit ihr praktische mit ideellen und politischen Zwecken. Als Ort für die zu errichtende Orangerie bot sich nicht weit vom Residenzschloss der Zwingergarten als Festplatz für die Hofgesellschaft und Austragungsort von Turnieren an. Zwischen 1710 und 1728 entstand hier der Zwinger, die wohl prächtigste und bekannteste Barockanlage in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Das besonders prächtige und für die politischen Ambitionen des Herrschers wichtige Kronentor des Zwingers schmückt eine für 2016 geplante Zwei-Euro-Münze aus der 2006 mit dem Lübecker Holstentor begonnenen Länderserie. Auf der fälschungsresistenten Bimetallmünze präsentiert sich im kommenden Jahr der Freistaat Sachsen nach der Reihenfolge des Vorsitzes im Deutschen Bundesrat. 2015 war Hessen mit der Frankfurter Paulskirche an der Reihe, und 2017 werden es Rheinland-Pfalz mit der antiken Porta Nigra in Trier sowie 2018 Berlin mit dem Schloss Charlottenburg sein.

Gewinner des künstlerischen Wettbewerbs für die Zwinger-Münze ist Jordi Truxa. Das Preisgericht bescheinigte dem Entwurf, dass er die Charakteristik der barocken Gartenanlage sehr klar vermittelt und dabei die räumliche Tiefe bis an die Fassade besonders überzeugend vermittelt. "Durch eine durchdachte Komposition auf dem Münzgrund gelingt eine horizontale Betonung des Westflügels, die den Charakter einer Orangerie deutlich macht". Angetrieben von seinem Landesherrn, entwarf Pöppelmann Lage- und Baupläne für die Pavillons und Galerien, die einen neuen Festplatz, den Zwingerhof, umschließen sollten. Die Galerien garantierten mit ihren großen Fenstern, dass die Pflanzen in der kalten und dunklen Jahreszeit genügend Licht bekamen.
Der Zwinger wurde nicht immer von den Dresdnern geschätzt, denn in der Periode nach August dem Starken und seinem Sohn Friedrich August II. hat man ihn vernachlässigt und am liebsten abgerissen. In Zeiten, als die Kunst der Antike bevorzugter Stil war, konnte man mit dem barocken Zierrat nicht viel anfangen. Zum Glück blieb der Zwinger stehen, und so erhielt die zur Elbe hin offene Anlage Mitte des 19. Jahrhunderts nach Plänen des Architekten Gottfried Semper einen vierten Flügel in Gestalt der Gemäldegalerie. In der Bombennacht vom 13. auf den 14. April 1945 wurde das Ensemble nicht ganz zerstört und konnte danach unter Zuhilfenahme alter Pläne und erhalten gebliebener Steine wieder aufgebaut werden.

Die Porta Nigra ist ein wichtiges Baudenkmal aus der Römerzeit, als Trier noch Augusta Treverorum hieß. Das "Schwarze Tor" war Teil der römischen Stadtmauer und wurde um 180 nach Christus als deren nördlicher Zugang errichtet. Der von Frantisek Chochola eingereichte Siegerentwurf zeigt ein Bauwerk, das dem Betrachter irgendwie unfertig vorkommt. Forscher glauben zu wissen, dass der Bau ein repräsentatives Großprojekt war, das unter Kaiser Marc Aurel zwar begonnen, dann aber wegen Finanzierungsproblemen unvollendet blieb. Der Name ist seit dem Mittelalter bezeugt und bezieht sich auf die dunkle Färbung des verwendeten Steins. Die Porta Nigra ist mit weiteren römischen Baudenkmälern, dem Dom und der Liebfrauenkirche seit 1986 Teil des Weltkulturerbes der UNESCO.

Dem Berliner Schloss Charlottenburg, dessen mittlerer Teil mit dem hoch aufragenden Kuppelturm und den beiden Wächterhäuschen im Vordergrund auf der Zwei-Euro-Münze von 2018 erscheint, sieht man nicht an, dass es von A bis Z fast eine Kopie ist. Erbaut zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch außerhalb von Berlin für den preußischen König Friedrich I. und nach seiner Gemahlin Sophie Charlotte benannt, erlitt die unter Friedrich II., dem Großen, ergänzte Hohenzollernresidenz im Zweiten Weltkrieg solche schweren Schäden, dass man im damaligen Westberlin an Abriss dachte. Zum Glück setzten sich weitblickende Kunsthistoriker und Denkmalschützer durch und sorgten für den Wiederaufbau, bei dem alle verfügbaren Bilder, Pläne und auch in den Trümmern entdeckte bauliche Reste gute Dienste taten. Der von Bodo Broschat gestaltete und preisgekrönte Entwurf für die Münze setzt auch diesen heute kaum noch bekannten Mühen um ein Bau- und Kunstdenkmal der Extraklasse ein schönes Denkmal. Helmut Caspar