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27.06.2012

Der Brotbaum des Waldes

Goldene Zwanzig-Euro-Münze 2012 im Bundesfinanzministerium feierlich übergeben

Seit 2010 gibt die Bundesrepublik Deutschland Goldmünzen zu 20 Euro mit Motiven von Bäumen, die in unseren Wäldern und darüber hinaus im ganzen Land wachsen. Begann die Serie mit der Eiche und der Buche, so würdigt die nunmehr dritte Münze dieser Art die auch "Brotbaum des Waldes" genannte Fichte. Für die kommenden Jahre sind die Kiefer, Kastanie und Linde geplant. Von Frantisek Chochola (Hamburg) entworfen und in allen fünf deutschen Münzstätten geprägt, zeigt das 17,5 Millimeter große und 3,89 Gramm schwere Goldstück von 2012 auf der Vorderseite einen Fichtenzweig, während auf der Rückseite der Bundesadler, die Wertangabe, die zwölf Europasterne und das Münzzeichen zu erkennen sind. Die Serie entstand im Zusammenhang mit dem Internationalen Jahr der Wälder laut UN-Resolution 61/193 vom 20. Dezember 2006. Die Übergabe der neuen Waldmünze erfolgte am 26. Juni 2012 im Hof des Bundesministeriums der Finanzen an der Wilhelmstraße in Berlin an Vertreter von Bundesministerien sowie an Personen, die sich um den Erhalt und Pflege unserer Umwelt und der Wälder kümmern.
In der Feierstunde wies Hartmut Koschyk, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, darauf hin, dass es der sächsische Forstmann, Kammerrat und Oberberhauptmann Hans Carl von Carlowitz war, der als erster 1713, vor fast 300 Jahren, in einem Buch die Folgen von Raubbau in den Wäldern anprangerte und zur nachhaltigen Sorge um die dort nachwachsenden Rohstoffe aufforderte. Dem damals noch gewöhnungsbedürftigen Grundsatz, nur so viele Bäume zu fällen wie solche gepflanzt werden, schlossen sich später der um preußische Holzexporte nach England besorgte König Friedrich II., der Große, und weitere Landesherren an. Vor allem die schnell wachsende Fichte erfreut sich seit jeher großer Beliebtheit, sagte Koschyk, doch gelte nach wie vor der alte Grundsatz "Willst du deinen Wald vernichte, / pflanze Fichten, Fichten, Fichten". Mit anderen Worten: Monokulturen sind schädlich, die gute Mischung macht den Wert und die Lebensdauer eines Waldes aus. "Gold ist begrenzt da, es liefert keine Nahrung und Wohnung. Das schafft in vorzüglicher, natur- und menschenfreundlicher Weise nur der Wald", erklärte der Staatssekretär. Wir Deutschen hätten zwar kein Erdöl und Erdgas, dafür aber 34 Milliarden Bäume. Dass sie unser Herz erfreuen und zudem ein ökologisches und ökonomisches Juwel der Extraklasse darstellen und dem Klimawandel entgegenstehen, sei der Klugheit unserer Vorfahren zu verdanken, die sich schon vor Jahrhunderten um den Erhalt der Wälder sorgten. Sie zu hüten und zu pflegen sei ein Gebot der Stunde, und auch für diesen Schatz gelte der Artikel 14 des Grundgesetzes, wonach Eigentum verpflichtet und sein Gebrauch zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen soll.
Der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer schloss sich dieser Aussage an und sagte, die sechsteilige Goldmünzenserie mit Zweigen und Blättern von Bäumen auszustatten, sei eine großartige Idee gewesen. Leider müssten auch andere Länder zu der Erkenntnis kommen, dass Bäume Frieden und Wohlstand schaffen und sich nicht dazu eignen, "Kasse zu machen". Philipp Freiherr von und zu Guttenberg erinnerte als Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e. V. daran, dass die Branche 1,3 Millionen Beschäftigte hat und 170 Milliarden Euro im Jahr erwirtschaftet. Während Wälder in anderen Ländern ohne Rücksicht auf Verluste aus Gründen des Profits und wegen veralteter landwirtschaftlicher Methoden in beängstigender Weise vernichtet werden, würden diese in Deutschland nach einer Periode der Stagnation und Waldsterbens wieder wachsen und sich erholen. Dennoch sollte nicht übersehen werden, dass bei uns 27 Prozent der Fichtenbestände deutlich geschädigt sind. Von dieser Feierstunde gehe der Ruf nach draußen alles zu tun, so zu Guttenberg im Einklang mit weiteren Rednern, dass die neue Goldmünze nicht zu einer Gedenkmünze zur Erinnerung an eine aussterbende Art wird, sondern mithilft, neue Freunde und Streiter für das natürliche, seit Urzeiten mit großen Emotionen verbundenen Erbe zu finden. Helmut Caspar