Aktuelle Meldungen

Für Numismatiker, Sammler und Händler

25.03.2015

"Der Staat bin ich"

Französischer Sonnenkönig Ludwig XIV. hinterließ eine bemerkenswerte Münzen- und Medaillenprägung

Als der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. vor 300 Jahren, am 1. September 1715, im Schloss von Versailles starb, sank eine Ära hinab, ein Jahrhundert barocken Glanzes und schrecklicher Eroberungskriege. 1643 nach dem Tod seines Vaters Ludwig XIII. mit fünf Jahren auf den Thron gelangt, konnte der Knabe zunächst nur unter Vormundschaft regieren. Nach Erlangung der Volljährigkeit ließ der selbstbewusste und selbstverliebte Monarch seine Verwandten, Minister, das ganze Land und den Rest der Welt wissen, dass er allein zu regieren entschlossen ist. Symbol seiner Herrschaft wurde die Sonne, die ihm den Beinamen Sonnenkönig verschaffte. Wie die Planeten um das Zentralgestirn, so bewegte sich von nun an alles um ihn, er war der Mittelpunkt eines mächtigen Landes, das mit 18 Millionen Einwohnern andere Großmächte der damaligen Zeit weit übertraf.

"Der Staat bin ich" soll der Alleinherrscher gesagt haben, Kritik an seinen Befehlen und Entschlüssen ließ er nicht zu, und wer sich ihm in den Weg stellte und wer vom katholischen Glauben abfiel, hatte mit Verfolgung, Haft und Todesstrafe zu rechnen. Da dem König die unruhige Hauptstadt Paris nicht sicher genug war, ließ er in Versailles nach neuester Mode ein prächtiges Schloss samt Park sowie noble Unterkünfte für den riesigen, viel Geld verschlingenden Hofstaat bauen.

Um für seine Untertanen sowie den Handel und die Bezahlung von Prunkbauten, Soldaten, Höflingen und Mätressen ausreichend Geld bereitzustellen, standen dem Herrscher mehrere gut ausgestattete Münzanstalten zur Verfügung. Sammler können die einzelnen Prägeanstalten nach Buchstaben und Zeichen gut unterscheiden. Verglichen mit der Vielseitigkeit der Medaillen, die der Sonnenkönig in der Art einer "Histoire métallique", einer metallnen Geschichtsschreibung, auf seine Taten als Landesherr, Eroberer und Kunstmäzen sowie anlässlich von wichtigen Ereignissen in seiner Familie und im Land prägen ließ, sind seine Münzen einförmig gestaltet. Der Sonnenkönig verzichtete im Unterschied zu vielen Zeitgenossen auf Gedenkmünzen. Das für französische Münzen obligatorische Schema Kopf/Wappen ließ keinen Raum, um durch aufwändige Allegorien und sinnige Sprüche den Ruhm des Herrschers in alle Himmelsrichtungen zu tragen und auf ewige Zeiten festzuhalten.

Um dennoch durch edles und unedles Metall präsent zu sein, nutzte der Sonnenkönig Medaillen als Medium der Selbstdarstellung, und Sammler haben alle Hände voll zu tun, um solche Stücke in ihren Besitz zu bekommen. Nahezu jede Lebensregung des Monarchen, seine mit Feuer und Schwert betriebene Eroberungspolitik, aber auch großartige Staatsbauten und andere Sujets wurden auf geprägtem Metall verewigt. Dabei wurden das aufwändig gestaltete Bildnis des Königs im Schmuck einer gelockten Perücke mit einer Allegorie, mit einer Stadt- oder Gebäudeansicht verbunden. Die in großer Zahl überlieferten Medaillen aus dieser Zeit eignen sich hervorragend für die Anlage einer Spezialsammlung. Wenn keine Originale erhältlich oder zu teuer sind, tun es manchmal auch Nachprägungen, von denen die Monnaie des Paris zahlreiche Exemplare anbietet und in mehreren Katalogen publiziert hat.

Auf den Geprägen Ludwigs XIV. kann man gut beobachten, wie aus dem königlichen Kind langsam ein junger Mann und alsbald ein ebenso bewunderter wie gefürchteter Machtmensch, im Alter aber ein von Krankheit und Gebrechen gebeugter und auch von Unglücken in der eigenen Familie betroffener Greis wurde. Die Medaillen wurden von bedeutenden Künstlern und Gelehrten entworfen und mit sinnigen Sprüchen versehen. Zu diesem Zweck rief der König 1663 die Académie royale des Inscriptions et Médailles ins Leben.

Obwohl der Sonnenkönig wegen seiner Gewaltpolitik gegenüber dem eigenen Volk und benachbarten Ländern gefürchtet und gehasst wurde, haben fürstliche Zeitgenossen seinen in Versailles entfalteten luxuriösen Lebensstil nachgeahmt und eigene weitläufige Schloss- und Gartenanlagen errichtet. In Versailles wurden Pläne für den Überfall fremder Länder ausgeheckt, denn da Ludwig XIV. die ihm gehörenden Territorien und Titel nicht ausreichten, blickte er sich in Europa und Übersee nach weiteren Gebieten um. Die Folge waren im ausgehenden 17. Jahrhundert zahlreiche auf fragwürdigen Erbansprüchen beruhende Kriege, die von Mordbrennereien und Verwüstungen begleitet wurden, wie das Beispiel der Pfalz zeigt, in der französische Soldateska besonders schrecklich gewütet hat. Helmut Caspar