Wenn es nach der EU-Kommission geht, werden Ein- und Zweicentmünzen langsam aus unserem Geldverkehr verschwinden. Bei Barzahlungen soll auf die nächsten fünf Cent auf- beziehungsweise abgerundet werden. Als Grund für die Maßnahme werden die vergleichsweise hohen Produktionskosten für die kleinsten Nominale im Vergleich zu ihrem geringen Wert angegeben. Bei den Eincentstücken liegen sie über den Ausgaben für die Kosten des Metalls und der Prägung, wodurch den Mitgliedstaaten Verluste entstehen. Geplant ist, Kaufsummen abzurunden, die auf ein, zwei, sechs oder sieben Cent enden, und solche, die auf drei, vier, acht oder neun Cent enden, aufzurunden. Gewinn und Verlust würden sich bei diesem System ausgleichen, heißt es bei Befürwortern dieses Plans. Indem Ein- und Zweicentmünzen nach und nach aus dem Geldverkehr verschwinden, könnten sie irgendwann als gesetzliche Zahlungsmittel aufgehoben werden.
In einigen Ländern des Euro-Verbundes sind die kleinsten Werte bereits aus dem Alltag verschwunden. Dort wird fast durchweg mit der Plastikkarte bezahlt, was den Nachteil hat, dass interessierte "Behörden" sehr gut nachvollziehen können, wo jemand was zu welcher Zeit gekauft und bezahlt hat. Das ist nicht jedermanns Sache, denn wer möchte schon ein "gläserner Bürger" sein, über den der Staat alles weiß und wissen will.
In Deutschland stößt die in Brüssel diskutierte Idee auf wenig Gegenliebe. Im Land der "Pfennigfuchser" werden Preise gern mit 99 Cent, 1,99 Euro und ähnlich krumm angegeben. Dass man hier aufrundet oder abrundet, nur weil Ein- und Zweicentmünzen Auslaufmodelle sind, mag man sich nicht vorstellen. Befürchtet wird, dass Preise an der Ladenkasse und an anderen Orten aufgerundet werden, was einer schleichenden Preiserhöhung gleich kommen würde.
Das Echo in den deutschen Medien auf den Plan der EU-Kommission ist geteilt. So schreibt die "Südwest Presse" in Ulm: "Sollte es wirklich endlich gelingen, die Ein-Cent- und Zwei-Cent-Münzen abzuschaffen, wäre das ein großer Schritt für alle Einwohner der Eurozone. Denn die kleinen Kupferlinge braucht kein Mensch. Sie liegen schwer im Portemonnaie, sind unnütz, verbrauchen bei der Herstellung viele Rohstoffe und kosten den Verbraucher Geld. Nein, außer Nostalgie spricht wirklich nichts für die Kleinmünzen." Unter der Überschrift "Bitte dringend abschaffen!" stößt die Magdeburger "Volksstimme" ins gleiche Horn, wen sie schreibt, die Lage stark übertreibend: "Im Euroraum werden jährlich mehrere Milliarden der Kleinmünzen neu geprägt. Allein der Vorgang kostet Unsummen, dazu kommt der nicht unbeträchtliche Metallwert. Und: Rote Münzen verstopfen unser Portemonnaie und führen an der Supermarktkasse regelmäßig zum Mega-Stau. Bereits jetzt kann man in der Mehrzahl der Geschäfte problemlos auch Mini-Beträge mit der Karte bezahlen. Geht zudem viel schneller. Für den Übergang oder kleine Läden ohne elektronisches Terminal hat sich eine Rundungsregel, wie sie beispielsweise in Belgien erfolgreich angewendet wird, bewährt." Nach Ansicht der "Badischen Nachrichten" in Karlsruhe zeigen die Vorschläge ein strukturelles Problem europäischer Politik: "Die Kommission ist zwar de facto so etwas wie eine europäische Regierung, am Ende entscheiden aber doch die nationalen Staatschefs. Zudem ist das Bemühen Brüssels zwar verständlich, sich mit Alltagsthemen den Menschen näherzubringen. Schließlich wird gerade die Kommission nicht als Hort der Bürgernähe wahrgenommen. Aber Politik ist nun mal kein Beliebtheits-Wettbewerb. Die Sache mit den Münzen sollen die EU-Staaten für sich entscheiden." Mit anderen Worten lässt sich sagen, dass es zumindest in Deutschland noch lange die kleinen Kupferlinge geben wird, während sie in anderen EU-Staaten schon lange verschwunden sind. Helmut Caspar