Jeder sieht es täglich, der Anteil ausländischer Münzen in unserem Geldbeutel nimmt zu. In einer Studie der Deutschen Bundesbank für 2013 wird festgestellt, dass 2012 etwa 37 Prozent der in Deutschland umlaufenden ausländischen Münzen vor allem aus angrenzenden Staaten wie Belgien und Frankreich sowie aus beliebten Urlaubsländern wie Spanien, Österreich und Italien stammen. Umgekehrt fließen elf Prozent der deutschen Münzen ins Ausland ab, und die Durchmischung nimmt zu. Insgesamt nahm der Münzgeldumlauf hierzulande nach Erhebungen der Bundesbank kontinuierlich zu, von 3,8 Milliarden Euro oder 11 Milliarden Stück im Jahr 2002 sei er auf 6,8 Milliarden Euro oder 30 Milliarden Stück gestiegen. "Damit verfügt jeder Einwohner im Durchschnitt über rund 345 Münzen im Wert von 79,85 Euro, von denen mit 175 Stück der größte Anteil auf die 1- und 2-Cent-Stücke entfällt", heißt es im Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Januar 2013. Sie hat zugleich beobachtet, dass die zunehmende Nutzung der Geldkarte als alternatives Zahlungsmedium den Münzgeldumlauf sinken lässt.
Im Unterschied zu anderen Ländern, die wie Finnland und die Niederlande auf die kleinsten Werte 1 und 2 Cent verzichten und eine Rundungsregel auf 10 oder 5 bevorzugen, habe die deutsche Bevölkerung laut Bundesbank eine positive Einstellung zu den Kleinmünzen und lehne eine Rundungsregel ab. Von ihr werde ein inflatorischer Effekt erwartet, doch diesen sieht die Bundesbank als sehr gering an. Bei der kaufmännischen Rundung des Kassenbons würden sich die Auf- und Abrundungseffekte weitgehend ausgleichen. Selbst bei einem Szenario, bei dem die Handelsunternehmen alle Kassenbons auf fünf Cent aufrunden würden, wäre der Einmaleffekt der Teuerung minimal.
Aus einer Statistik für das Jahr 2011 geht hervor, dass fast 90 Prozent der Deutschen das alte Sprichwort "Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert" anerkennen und über 80 Prozent Kleinmünzen, das heißt Ein- und Zwei-Cent-Stücke, ganz normal zum Bezahlen verwenden. Hingegen könnten aus ihrer Sicht Kleinmünzen ganz abgeschafft werden, meinen 39 Prozent der Befragten. Die größten praktischen Probleme im Umgang mit dem Hartgeld gibt es bei den Werten zwischen einem und 20 Cent. Gut kommt man mit den Ein- und Zwei-Euro-Stücken klar, die im Übrigen gern gehortet werden, wie jeder bei sich und anderen beobachten kann.
Laut Bundesbank haben die Münzen eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren. Demzufolge sei der Ersatzbedarf für die aussortierten und nicht mehr umlauffähigen Euro-Münzen gegenwärtig (noch) nicht bedeutend. Insgesamt sei der Münzgeldumlauf in den vergangenen Jahren deutlich schwächer angewachsen, entsprechend sinke der Bedarf an neu zu prägenden Münzen. Die Bundesbank geht davon aus, dass vor allem kleine Sorten gehortet werden und damit unwiederbringlich verloren gehen, und auch die Nachfrage nach Münzen aus Ländern außerhalb des Euro-Raums beeinflusse ebenfalls den Prägebedarf. Im Unterschied zu anderen Ländern ist nach Angaben der Bundesbank die Wachstumsrate des Münzgeldumlaufs geringer als bei den umlaufenden Banknoten. Der Bedarf an diesen ergebe sich aus der Nachfrage aus Ländern der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion, die die Bundesbank zu einem erheblichen Anteil bedient.
Aus den Untersuchungen der Bundesbank ergibt sich, dass Münzen im täglichen Zahlungsverkehr weiterhin beliebt sind und aus diesem auch nicht wegzudenken sind. Nach aktuellen Statistiken bezahlen die Deutschen zur Zeit ihre Einkäufe zu 80 Prozent in bar. Das bedeutet nichts anderes, als dass Münzen auch in kommender Zeit gebraucht und irgendwann die heute umlaufenden Stücke durch neue ausgetauscht werden müssen. Das bedeutet, dass unseren Münzprägeanstalten in Berlin, Hamburg, München, Karlsruhe und Stuttgart die Arbeit nicht ausgehen wird. Allerdings fallen die Bartgeld-Bestellungen der Bundesbank für 2013 geringer aus als in den früheren Jahren. Die Prägeanstalten müssen sich etwas einfallen lassen müssen, um den Rückgang durch Akquirierung etwa von Aufträgen aus dem Ausland und durch Herstellung von Medaillen auszugleichen, um weiterhin in der Gewinnzone zu bleiben und keine Entlassungen vorzunehmen.
Zur Fortleben der mit der Umstellung auf den Euro am 1. Januar 2002 nicht mehr gebrauchten, DM- und Pfennigbestände vermerkt die Deutsche Bundesbank, dass Ende 2012 knapp 23,5 Milliarden Stück immer noch vorhanden waren, während es am 31. Dezember 1999 noch 48,3 Milliarden Stück waren, wobei die bei Sammlern beliebten Zehn-Mark-Münzen nicht einmal berücksichtigt sind. Die so genannten Schlafmünzen repräsentieren aktuell einen Wert von 2,4 Milliarden Euro, wobei der Löwenanteil nicht auf die großen Werte wie fünf, zwei und eine Mark, sondern auf Ein- und Zwei-Pfennig-Stücke entfällt. Helmut Caspar