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Für Numismatiker, Sammler und Händler

27.01.2015

Neues Buch über Nürnberger Medaillen

Münzen wurden seit der Mitte des 11. Jahrhunderts in der Reichsmünzstätte Nürnberg geschlagen

In Urkunden ist schon sehr früh von Nürnberger Münzen die Rede, und es wird 1219 ein Magister Monetae erwähnt. Ende des 13. Jahrhunderts konnte die Stadt eigene Heller prägen. Nachdem König Ruprecht 1402 und dann noch einmal 1422 König Sigismund der Reichsstadt die Münzgerechtigkeit erteilt hatte, konnte sie Heller und Pfennige, aber auch Groschen sowie Goldgulden in großen Mengen herstellen. Mit der Erteilung des "großen Münzprivilegs" 1422 nahm eine der schönsten und reichsten deutschen Münzreihen ihren Anfang, zu der 16. Jahrhundert zahlreiche Taler und ihre Teilstücke kamen. Sie alle und die vielen Nürnberger Medaillen, die seit dem 16. Jahrhundert die Erinnerung an Nürnberger Ereignisse und Gestalten und solche von überregionaler Bedeutung wach halten, bilden ein hochinteressantes und auch ästhetisch ansprechendes Sammelgebiet.
In den Geprägen spiegelt sich eindrucksvoll das Auf und Ab in der Geschichte der Stadt an der Pegnitz wieder, aus der bedeutende Persönlichkeiten wie der Maler und Grafiker Albrecht Dürer, der Humanist Willibald Pirckheimer, der Schuster und Dichter Hans Sachs sowie der Bildgießer Peter Vischer hervor gingen, um nur einige Persönlichkeiten der Renaissance zu nennen. 1807 lief die ehemals so stolze und umfangreiche Münzgeschichte der Reichsstadt mit bescheidenen Kreuzern und Pfennigen aus, von denen auch die bei Sammlern beliebten Goldabschläge vorkommen. Überhaupt muss man zu den vielen normalen Nominalen noch jene goldenen Exemplare hinzu zählen, die als Andenken und besondere Wertstücke hergestellt wurden und im Handel bedeutende Preise erzielen.

Nürnberg hat sich in seiner langen Geschichte ähnlich wie Augsburg, Frankfurt am Main oder Hamburg durch eine große Zahl hervorragend gestalteter Medaillen und Schaumünzen hervorgetan. Akribisch und mit großer Kunstfertigkeit hat man Krönungen und Huldigungen sowie kaiserliche Besuche und andere Haupt- uns Staatsaktionen auf Medaillen und auch auf Gedenkmünzen dokumentiert. Außerdem wurden öffentliche und private Jubiläen, die Errichtung von Gebäuden und Brücken, aber auch Friedens- und Schützenfeste und weitere wichtige Ereignisse durch geprägtes Metall gefeiert. Wer es sich leisten konnte oder wem die Stadt zu Dank verpflichtet war, feierte sich und seine Verdienste um die Kommune und ihre Bewohner durch aufwändig gestaltete Medaillen. Alle diese Prägungen wurden bereits im 18. Jahrhundert durch numismatische Zeitschriften und in Münz- und Medaillenkatalogen bekanntgemacht und kommentiert.

Wie Dieter Fischer und Hermann Maué in ihrem für Museen und Sammler, aber auch für allgemein an der Stadt- und Regionalgeschichte bestimmten Nürnberg-Buch feststellen, wollte die Reichsstadt mit der "Metallenen Chronik" ihre herausragende Stellung im römisch-deutschen Reich weithin und dauerhaft unterstreichen. Mit den von hervorragenden Stempelschneidern gestalteten Allegorien, Stadtansichten und Inschriften bekundeten solche Prägungen oft aus Gold die Standhaftigkeit der 1525, im Jahr des deutschen Bauernkriegs, zur Lutherschen Reformation übergetretenen Reichsstadt in Glaubensfragen, aber auch ihre wirtschaftliche Prosperität und kulturelle Ausstrahlung und Anziehungskraft. Die Serie beginnt bei der berühmten Dedikationsmedaille an Kaiser Karl V. nach einem Entwurf von Albrecht Dürer, und sie endet mit einer Medaille von 1806 anlässlich der Inbesitznahme der alten Reichsstadt durch den frisch gebackenen König Maximilian Joseph von Bayern. Indem auf der mit dem königlichen Bildnis geschmückten Medaille der bayerische Löwe seine Pranke auf das Nürnberger Stadtwappen legt, zeigt er, wer ab jetzt Herr im Haus ist. Ob die Inschrift GESCHÜTZT UND GLÜCKLICH wirklich die Stimmung der Nürnberger wiedergibt, bleibt dahin gestellt, denn die Reichsstadt verlor ihre exklusive Stellung und fiel auf den Stand einer gewöhnlichen bayerischen Landstadt zurück. Der Ausgabe von 1806 folgt ein Kapitel mit Medaillen, die mit Nürnberg in Verbindung gebracht werden können. Insgesamt umfasst der Katalog 341 Nummern.

Nürnberg war stolz darauf, dass in seinen Mauern Reichstage abgehalten und lange Zeit die Reichskleinodien aufbewahrt wurden, also die Kaiserkrone, der Reichsapfel und das Zepter sowie das Reichsschwert, das Reichskreuz, die Heilige Lanze und weiteren Insignien, die das Reichsoberhaupt bei seiner Krönung trug. Die Autoren stellen große und kleine Medaillen aus der Zeit um 1720 vor und schildern, dass es vor über 200 Jahren zwischen Nürnberg und Aachen einen bizarren Streit um die Verwahrung der Reichskleinodien gab. Mit dem Hinweis, Nürnberg sei keine Reichsstadt mehr, wies die österreichische Regierung die Bitte um die Rückführung der inzwischen nach Wien verbrachten Reichskleinodien zurück. Bis zur Einverleibung der Republik Österreich in das Deutsche Reich 1938 wurden sie in Wien gezeigt. Hitler verfügte, dass sie nach Nürnberg, die man damals Stadt der Reichsparteitage nannte und Namensgeber der antijüdischen Nürnberger Gesetze war, gebracht und in der Katharinenkirche ausgestellt wurden. Die Preziosen überstanden in einem Kunstdepot den Zweiten Weltkrieg und kehrten danach dauerhaft in die Schatzkammer der Wiener Hofburg zurück. Wie Fischer und Maué schreiben, wurden die Medaillen auf die Verwahrung der Reichskleinodien vom Rat zu Nürnberg großzügig und über einen langen Zeitraum verschenkt, wohl um den Anspruch der Reichsstadt auf die Verwahrung dieser reichsgeschichtlich so wichtigen Preziosen zu untermauern.

Um Missbrauch der zum Prägen der Medaillen verwendeten Spindelpressen zu unterbinden und zu verhindern, dass auf ihnen Falschgeld hergestellt wird, erließ der Rat zu Nürnberg 1686 strenge Regeln, ist im Einleitungsteil des Buches zu lesen. So durften auf den Geräten mit den langen Schwungarmen keine Münzen für den normalen Geldverkehr, sondern nur Medaillen hergestellt werden. Außerdem mussten die Medailleure das Metall von der hiesigen Münze beziehen, und die Stempel durften nur von Nürnberger Graveuren und auf keinen Fall außerhalb der Stadt geschnitten werden. Schließlich war die Benutzung der auch Anwurf genannten Pressen auf ganz wenige Personen beschränkt. Was auf den Medaillen abgebildet wird, geht aus den detaillierten Beschreibungen der beiden Verfasser zu jedem Stück hervor, und dankenswerterweise werden die meist lateinischen Inschriften im Text und dann noch einmal nach dem Alphabet im Anhang ins Deutsche übersetzt. Dieser Service kann garnicht hoch genug gelobt werden, denn wer ist schon in der Lage, von Altphilologen abgesehen, solche Widmungen fehlerfrei zu übersetzen?

Das reich illustrierte Buch folgt einem von Herbert Justin Erlanger verfassten Katalog Nürnberger Medaillen von 1806 bis 1984, der bereits 1985 erschien. Wie die Münzen stellen auch die Nürnberger Medaillen ein hochspannendes und lehrreiches Sammelgebiet dar, für das der Münzhandel interessante Angebote bereit hält. Es wird nun durch das wichtige Zitierwerk von Dieter Fischer und Hermann Maué in der Schriftenreihe des Germanischen Nationalmuseums mustergültig erschlossen. Man möchte wünschen, dass das numismatische Erbe weiterer großer und kleiner Städte in ähnlicher Weise aufgearbeitet und publiziert wird. Helmut Caspar

Dieter Fischer und Hermann Maué: Medaillen und Schaumünzen auf Ereignisse in der Reichsstadt Nürnberg 1521-1806. Hrsg. vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Nürnberg 2014, 309 S., zahlreiche Abb., 38,50 Euro (ISBN 978-3-936688-79-5)