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03.11.2010

Wovon vornehme Orden auf geprägtem Metall erzählen

Mecklenburg und Dänemark, das ist eine lange Freundschaftsgeschichte. Die Herrscherhäuser heirateten untereinander und tauschten Geschenke aus. Ab und zu wurde ein mecklenburgischer Herzog in den dänischen Elefantenorden aufgenommen und erhielt so eine Auszeichnung, mit der das Königreich sparsam umging. Denn laut Statuten sollte der 1462 von Christian I. gestiftete Orden nur 30 Ritter haben, zu denen noch der König als Ordensherr und seine Söhne kamen. Nach der Reformation durften nur Protestanten aufgenommen werden, und dazu zählten auch einige deutsche Potentaten wie die Kurfürsten von Sachsen und die Herzöge von Mecklenburg. So kommt es, dass die Insignien des dänischen Elefantenordens da und dort auf mecklenburgischen Münzen und Medaillen erscheinen. Auch andere Fürsten waren auf die von ihnen gestifteten oder von anderen Herrschern empfangenen Auszeichnungen stolz und schmückten Münzen und Medaillen mit ihnen. Wer sucht, der findet zahllose Gepräge mit Adlern, Bären, Widerfellen, Löwen und anderen Symbolen, aber auch mit Heiligenfiguren, Monogrammen sowie Sprüchen, die das Lebensmotto der Ordensstifter waren.
In exklusiven Ordensvereinigungen aufgenommen zu werden, war eine große Ehre, die man durch das Tragen der oftmals mit Brillanten verzierten Insignien und gelegentlich auf Münzen und Medaillen unterstrich. Auf ihnen sehen wir Mitglieder des Hauses Habsburg im Schmucke des Ordens vom Goldenen Vlies, und auch zahlreiche andere Potentaten sowie Militärs und Politiker katholischen Glaubens präsentieren sich auf geprägtem Metall als Inhaber dieses hochangesehenen Ordens. Die Mitgliedschaft erlegte den Rittern etwa des Preußischen Adlerordens oder des britischen Hosenbandordens strenge Pflichten auf. Sie mußten gottesfürchtig leben und ehrsam sein und die Statuten des Ordens befolgen. Damals wie heute sagt allerdings die Verleihung eines Ordens nicht unbedingt etwas über die Qualifikation des Trägers aus, und es gab auch immer wieder Schurken unter ihnen, die ausschlossen wurden und ihre Sterne und Kreuze zurücksenden mussten.
Auf die Verbindungen zwischen Phaleristik (Ordenskunde) und Numismatik (Münzkunde) geht ein neues Buch ein, das von dem Archivar Eckart Henning und dem Ordensspezialisten Dietrich Herfurth unter dem Titel "Orden & Ehrenzeichen - Handbuch der Phaleristik" herausgebracht wurde. Es erschien 2010 im renommierten Böhlau Verlag Köln, Weimar und Wien, hat 363 Seiten, 456 meist farbige Abbildungen und kostet 59,90 Euro. Über den speziellen Aspekt "Orden auf Münzen und Medaillen" hinaus behandelt das Nachschlagewerk ausführlich die Frage, was unter Orden und Ehrenzeichen verstanden wird und was sie von ähnlich gestalteten Zeichen unterscheidet. Dargelegt werden die Absichten, die mit Verleihungen verbunden waren und sind, nämlich Verdienste um einen Staat und seine Repräsentanten oder eine besondere Leistung auf dem Schlachtfeld oder im Zivilleben öffentlich und für jedermann sichtbar zu würdigen.
Das Handbuch ist kein Ordenskatalog der üblichen Art, von denen es etliche gibt. Vielmehr schaut es hinter die Kulissen und in die gesetzlichen Bestimmungen, weist archivalische Quellen zu phaleristischen Themen nach und schildert die Umstände, die im Mittelalter und der frühen Neuzeit zur Stiftung von geistlichen und weltlichen Ritterorden und danach von Haus-, Verdienst-, Damen- und anderen Orden führten. Es nennt die abstammungsmäßigen und persönlichen Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft und geht auch auf die Pflege von Orden und Ehrenzeichen sowie auf das weite Feld der Fälschungen, Kopien und Privatanfertigungen ein. Interesse verdienen Darlegungen über die Entwicklung der Phaleristik als Teil der historischen Wissenschaft sowie über das Ordensrecht früher und heute. So war nach dem Ende der Naziherrschaft in der Bundesrepublik Deutschland das Tragen von Dekorationen erlaubt, die zwischen 1933 und 1945 verliehen wurden, doch musste das Hakenkreuz entfernt werden. Träger solcher Auszeichnungen mussten ihre Auszeichnungen, etwa das Eiserne Kreuz, auf eigene Kosten umarbeiten lassen. Die Autoren machen darauf aufmerksam, dass solche Veränderungen nicht ungewöhnlich sind und beispielsweise bei französischen oder italienischen Dekorationen vorkommen.
Helmut Caspar